"Da war noch ein Fall"

Charms

 
Christoph Columbus und Bobrov
Die neugierigen alten Frauen
Petja kommt in ein Restaurant...
An der Quaimauer...
Es ging eine Strassenbahn...
Ein Mensch schlief...
Wir möchten hier keine Namen...
Ich kletterte auf einen Zaun...
Pavel Supov sah Karuseljev...
Begegnung
Ich möchte Ihnen einen...
Neue Anatomie
Es ist nützlich für den Menschen...
Ein Mönch stieg...
Ich O, ich sir, ich is...
Geschichten von Himmelkumov
Das blaue Heft Nr. 10
Die vierbeinige Krähe
1. Akt
Ein Mensch legte sich...
- Setzen Sie sich bitte zum Tee...
Schaffner (zum Chor):...
Daf Märchen
Ich sah vor mir ein Haus...
Bobrov ging die Straße entlang...
Der Erfinder Anton Pavlovic...
Die Erde steht auf drei Walen...
Ich wurde im Schilf geboren...
Michajlov ging durch den...
Rehabilitierung
Ich wirbelte Staub auf...


Gedichte

Christoph Columbus und Bobrov (Ausschnitt)

Bobrov sitzt am Tisch und ißt Suppe. Seine Frau kommt herein in einem Hemd, mit einem Schirm.

Bobrov:  Wo willst du hin?
Frau:  Dorthin.
Bobrov:  Wohin dorthin?
Frau:  Na dorthin.
Bobrov:  Wohin dorthin oder dorthin?
Frau:  Nein, nicht dorthin, sondern dorthin.
Bobrov:  Und was?
Frau:  Wie was?
Bobrov:  Wo du hingehst?
Frau:  Ich habe mich in die Baronesse und das Tintenfaß verliebt.
Bobrov:  Das ist gut.
Frau:  Das ist gut, ja, aber Christoph Columbus hat in unsere Köchin ein Fahrrad hineingerammt.
Bobrov:  Aarme Küchün.
Frau:  Die Ärmste sitzt in der Küche und schreibt einen Brief aufs Dorf, und das Fahrrad ragt nur so aus ihr heraus.
Bobrov:  Ja,ja. Das ist ein Fall. Ich weiß noch, bei uns im Heim im Jahr 1887 hat es auch einen gegeben. Wir hatten einen Lehrer. Dem haben wir das Gesicht mit Terpentin vollgeschmiert und in der Küche unter den Küchentisch gelegt.
Frau:  Mein Gott, warum erzählst du das?
Bobrov:  Da war noch ein Fall.

Der Wurstmensch tritt auf.

 
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Gedichte
Die neugierigen alten Frauen

Eine alte Frau lehnte sich aus übergroßer Neugierde zu weit aus dem Fenster, fiel und zerschellte.
Aus dem Fenster lehnte sich eine zweite alte Frau und begann, auf die Tote hinabzuschauen, aber aus übergroßer Neugierde fiel auch sie aus dem Fenster, fiel und zerschellte.
Dann fiel die dritte alte Frau aus dem Fenster, dann die vierte, dann die fünfte.
Als die sechste alte Frau hinausgefallen war, hatte ich es satt, ihnen zuzuschauen, und ging auf den Malcevskij Markt, wo man angeblich einem Blinden einen gestrickten Schal geschenkt hatte.

 
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Gedichte
Petja kommt in ein Restaurant und setzt sich an einen Tisch. Der Kellner bringt die Karte und legt sie vor Petja auf den Tisch. Petja schaut in die Karte.

Petja: Geben Sie mir, wenn Sie haben, Boeuf boulli.
Kellner: Geb ich Ihnen nicht.
Petja schaut erschrocken den Kellner an: Boeuf...
Kellner: Und außerdem schmeiße ich Sie gleich zur Tür hinaus.
Petja drohend: Was soll das heißen?
Kellner: Schon gut, schon gut. Gehen Sie.
Petja: Ich gehe nicht. Ich bin Ingenieur. Zieht ein Papier aus der Tasche und hält es dem Kellner hin.
Kellner nimmt das Papier in die Hände, betrachtet es und sagt: Woher soll ich wissen, daß Sie das sind. Vielleicht haben Sie das Dokument gestohlen.

 
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Gedichte
An der Quaimauer unseres Flusses hatte sich eine sehr große Menschenmenge gesammelt. In den Fluß gefallen war der Regimentskommandeur Sepunov. Er verschluckte sich in einem fort, sprang bis zum Bauch aus dem Wasser, schrie und versank wieder im Wasser. Er schlug mit den Armen nach allen Seiten und schrie wieder um Hilfe.
Die Menge stand am Ufer und schaute mit finsterer Miene zu.
- Er geht unter, - sagte Kuzma.
- Klar geht er unter, - bestätigte ein Mann mit einer Schirmmütze. Und tatsächlich, der Regimentskommandeur ging unter.
Die Menge begann sich zu verlaufen.
 
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Gedichte
Es ging eine Straßenbahn, die unter dem Schein zweier Laternen einen Frosch versteckte. In ihrem Inneren ist alles zum Sitzen und zum Stehen eingerichtet. Makellos sei ihre Schlange und die Leute, die in ihr sitzen, wie auch die Leute, die zum Ausgang gehen. Unter ihnen begegnet man Tieren mancherlei Inhalts. Auch diejenigen, für die im Wagen der Platz nicht reichte, steigen in einen anderen Wagen. Aber hol sie doch alle der Teufel. Es geht nämlich darum, daß feiner Regen ging, aber nicht sofort klar wurde: war es ein Regen, war es ein Wanderer. Untersuchen wir dies im einzelnen: Danach zu urteilen, daß, wenn man in der Jacke dasteht, diese binnen kurzer Zeit durchnäßt ist und am Körper klebt, - ging ein Regen. Aber danach zu urteilen, daß über dem Ruf: "Wer geht da?" im ersten Stockwerk ein Fenster aufgeht, in ihm ein Kopf erscheint, der wem auch immer gehören mag, nur keinem Menschen, der bis zu der Wahrheit vorgedrungen wäre, daß Wasser die Gesichtszüge erfrischt und veredelt, und wütend zurückbellt: "Dir ziehe ich gleich das hier (und bei diesen Worten erscheint in dem Fenster etwas, das Ähnlichkeit mit einem Kavalleriestiefel und einer Axt zugleich hat) zweimal drüber, dann weißt du es sofort!" - danach zu urteilen, ging eher ein Wanderer, wenn nicht gar ein Obdachloser; auf jeden Fall befand sich ein solcher irgendwo in der Nähe, möglicherweise hinter dem Fenster.
 
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Gedichte
Ein Mensch schlief von klein auf bis ins hohe Alter immer auf dem Rücken mit gefalteten Händen. Schließlich und endlich starb er. Schlafe deshalb auf der Seite.
 
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Gedichte
Wir möchten hier keine Namen nennen, denn die Namen, die wir hier nennen könnten, gehören zu so unbedeutenden Personen, daß es keinerlei Sinn hätte, sie hier zu erwähnen - auf Seiten, die der Lektüre unserer fernen Nachfahren vorbehalten sind. Wie dem auch sei, diese Namen wären, zum Zeitpunkt, da sie gelesen werden, längst vergessen und hätten jede Bedeutung verloren. Greifen wir deshalb zu erfundenen Namen und nennen unseren Helden Andrej Golov. Unser Held war eben erst aus der Gusev-Gasse auf die Petrograder Seite umgezogen, und hier, in der ersten Nacht, die er in der neuen Wohnung verbrachte, träumte er von einem Menschen, dessen Gesicht aussah wie Tantalos.
Zu Beginn war der Traum wenig beängstigend, eher sogar heiter. Andrej sah sich selbst auf einer grünen Wiese. Irgendwo zwitscherten Vögel, und am Himmel, so schien ihm, zogen Schäfchenwolken. In der Ferne sah Andrej einen Kiefernwald und ging auf ihn zu. Hier geschah, wie es in Träumen oft zu sein pflegt, etwas Unbegreifliches, woran Andrej sich, als er wieder erwachte, nicht mehr erinnern konnte. Weiter erinnert sich Andrej schon an den Kiefernwald. Die Kiefern standen ziemlich licht, der Himmel war gut zu sehen. Andrej sah, wie am Himmel eine Gewitterwolke heraufzog. Hier geschah erneut etwas Unbegreifliches, woran Andrej sich später ebenfalls nicht erinnern konnte.
 
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Gedichte
Ich kletterte auf einen Zaun, fiel aber sofort wieder herunter.
- Ach, - sagte ich und kletterte wieder auf den Zaun. Aber kaum saß ich rittlings auf dem Zaun, als plötzlich Wind einsetzte und mir den Hut vom Kopf riß. Der Hut flog über der Hühnerstall und fiel in die Kletten.
 
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Gedichte
Pavel Supov sah Karuseljev durchdringend an und aß währenddessen vier Kilogramm Zucker.
Karuseljev runzelte die Brauen, sagte aber nichts.
Da holte sich Pavel Supov etwas aus der Nase und steckte es in seine Jackentasche.
- Was haben Sie da gerade gemacht? - fragte Karuseljev.
 
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Gedichte
Begegnung

Da ging einmal ein Mensch ins Büro und traf unterwegs einen anderen Menschen, der soeben ein französisches Weißbrot gekauft hatte und sich auf dem Heimweg befand.
Das ist eigentlich alles.

 
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Gedichte
Ich möchte Ihnen einen Vorfall erzählen, der sich mit einem Fisch ereignet hat, oder eigentlich, genauer, nicht mit einem Fisch, sondern mit einem Menschen namens Patrulev, oder eigentlich, noch genauer, mit Patrulevs Tochter.
Beginnen wir direkt bei der Geburt. A propos Geburt: bei uns wurde auf dem Fußboden entbunden... Oder erzählen wir das lieber später.
Offen gesagt:
Patrulevs Tochter wurde an einem Sonnabend geboren. Bezeichnen wir diese Tochter mit dem lateinischen Buchstaben M. Nachdem wir diese Tochter mit dem lateinischen Buchstaben M bezeichnet haben, stellen wir fest:
1. Zwei Arme, zwei Beine, besondere Anzeichen keine.
2. Die Ohren verfügen über dasselbe wie die Augen.
3. Laufen ist ein Verb, das auf Fuß lautet.
4. Fühlen ist ein Verb, das auf Hand lautet.
5. Einen Schnurrbart haben kann nur ein Sohn.
6. Mit dem Hinterkopf kann man nicht sehen, was an der Wand hängt.
17. Beachten Sie, daß nach der sechs die siebzehn kommt. Um das Bild aufzufüllen, merken wir uns diese siebzehn Postulate.
Jetzt stützen wir uns mit der Hand auf das fünfte Postulat und sehen nach, was das ergibt.
Wenn wir uns auf das fünfte Postulat mit einem Handwagen stützen würden oder mit Zucker oder mit einem naturfarbenen Band, so müßte man sagen: ja, und noch etwas.
Aber in Wirklichkeit stellen wir uns vor, und der Einfachheit halber vergessen wir auch gleich, was wir uns soeben vorgestellt haben.
Sehen wir jetzt nach, was das ergibt.
Sie sehen hierhin, ich dagegen sehe hierhin, und das ergibt, daß wir beide dorthin sehen.
Oder, genauer gesagt, ich sehe dorthin, und Sie sehen in die andere Richtung.
Machen wir uns jetzt klar, was wir sehen. Dazu ist vollkommen ausreichend, daß man sich im einzelnen klarmacht, was ich sehe und was Sie sehen.
Ich sehe die eine Hälfte des Hauses, und Sie sehen die andere Hälfte der Stadt. Nennen wir das der Einfachheit halber Hochzeit.
Gehen wir jetzt zu Patrulevs Tochter über. Ihre Hochzeit war, nun, sagen wir, dann und dann. Wenn die Hochzeit früher gewesen wäre, so würden wir sagen, die Hochzeit hätte vor der Zeit stattgefunden. Wenn die Hochzeit später gewesen wäre, so würden wir sagen "Volna", weil die Hochzeit später stattgefunden hätte.
Alle siebzehn Postulate oder sogenannten Federn liegen vor.
Gehen wir jetzt zum Weiteren über.
 
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Gedichte
Neue Anatomie

Einem kleinen Mädchen wuchsen aus der Nase zwei blaue Bänder. Ein seltener Fall, denn auf dem einen Band stand "Mars" geschrieben, und auf dem anderen "Jupiter".

 
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Gedichte
Es ist nützlich für den Menschen, nur das zu wissen, was er wissen soll. Dazu kann ich als Beispiel folgenden Fall anführen:
ein Mensch wußte ein wenig mehr, und ein anderer ein wenig weniger, als sie hätten wissen sollen. Und was geschah? Der eine, der ein wenig weniger wußte, wurde reich, der andere, der ein wenig mehr wußte, verbrachte sein Leben lang nur im Wohlstand.
 
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Gedichte

Ein Mönch stieg hinab in die Gruft zu den Toten und rief: "Christ ist erstanden!" Und alle antworteten ihm im Chor: "Er ist erstanden, wahrhaftig erstanden!".

 
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Gedichte
Ich, O, ich sir, ich is,
Ich bin drei Teile, lehre mich
das Lesen.
Wir sagen Das bin ich.
Ich schenke dir den Schlüssel
damit du sagst
Ich.

Ich nehme den Schlüssel, wann, wie uns unsere Großmütter sagten, finde ich die Blume Farn, die nur einmal im Jahr blüht, in der Nacht vor Ivan Kupalo.
Aber wo wächst diese Blume? Sie wächst im Wald unter einem Baum, der auf dem Kopf steht.
Du gehst durch den großen schlafenden Wald, findest aber keinen einzigen Baum, der auf dem Kopf stehend gewachsen wäre. Dann suche dir den schönsten Baum aus und klettere auf ihn hinauf. Befestige dort das eine Ende des Stricks an einem Ast, das andere Ende an deinen Beinen. Spring dann von dem Baum, und du wirst mit dem Kopf nach unten hängen und meinen, der Baum stünde auf dem Kopf.
Wenn du in den Wald gehst, schau vorher zum Fenster hinaus, wie das Wetter ist.
Ich schaue zum Fenster hinaus und sehe, dort beginnt die Straße, dort beginnt das freie Feld, dort steht ein Baum.
Die Himmel drehen sich um und fallen auf die Erde, Erde und Wasser fliegen auf in den Himmel, die ganze Welt steht auf dem Kopf.
Wenn du das alles siehst, dann entdeckt sich dir, dann erblüht in deiner Brust die Blume.
Ich sage: das ist das Ende der alten Welt, denn ich habe eine neue Welt gesehen.

 
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Gedichte
Geschichten von Himmelkumov

I
Himmelkumov beobachtete ein Mädchen im Fenster gegenüber. Aber das Mädchen im Fenster gegenüber schaute kein einziges Mal zu Himmelkumov herüber. "Das macht sie, weil sie schüchtern ist", dachte Himmelkumov.

II
Himmelkumov bemalte sein Gesicht mit grüner Tusche und trat ans Fenster. "Sollen alle denken: ist der aber merkwürdig", sagte Himmelkumov zu sich selbst.

III
Der Tabak war alle, und Himmelkumov hatte nichts mehr zu rauchen. Er zog an der leeren Pfeife, aber das verschlimmerte nur noch die Qual. So vergingen ein, zwei Stunden. Und dann war wieder Tabak da.

IV
Himmelkumov fixierte ein Mädchen mit Blicken und befahl ihm in Gedanken, den Kopf nach ihm umzudrehen. Aber das half nichts. Da befahl Himmelkumov ihr in Gedanken, den Kopf nicht nach ihm umzudrehen. Das half auch nichts.

V
Himmelkumov suchte nach einer inneren Idee, um sich sein Leben lang in sie zu vertiefen. Es ist angenehm, in einem Punkt wie verrückt zu sein. Überall und in allem sieht ein solcher Mensch diesen seinen Punkt. Alles ist Wasser auf seine Mühlen. Alles steht in direkter Beziehung zu seinem Lieblingspunkt.

VI
Plötzlich erfaßte Himmelkumov eine schreckliche Gier. Aber worauf sich diese Gier erstreckte, war unklar. Himmelkumov repetierte die Regeln der Silbentrennung und dachte lange über die Buchstaben st nach, die nicht getrennt werden. "Jetzt bin ich aber gierig", sagte Himmelkumov zu sich selbst. Ihn biß ein Floh, er kratzte sich und trennte in Gedanken das Wort Geistestiefe, mit dessen zweiter Hälfte die neue Zeile anfangen sollte.

 
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Gedichte
Das blaue Heft Nr. 10

Es war einmal ein Rotschopf, der hatte weder Augen noch Ohren. Er hatte auch keine Haare, so daß man ihn an sich grundlos einen Rotschopf nannte.
Sprechen konnte er nicht, denn er hatte keinen Mund.
Eine Nase hatte er auch nicht.
Er hatte sogar weder Arme noch Beine. Er hatte keinen Bauch, er hatte keinen Rücken, er hatte kein Rückgrat, er hatte auch keinerlei Eingeweide. Nichts hatte er! So daß unklar ist, um wen es hier eigentlich geht.
Reden wir lieber nicht weiter darüber.

 
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Gedichte
Die vierbeinige Krähe

Es war einmal eine Krähe, die hatte vier Beine. Sie hatte eigentlich sogar fünf Beine, aber darüber lohnt nicht zu reden.
Einmal hatte sich die vierbeinige Krähe Kaffee gekauft und dachte: "So, ich habe mir Kaffee gekauft, aber was mache ich jetzt damit?"
Da kam unglücklicherweise ein Fuchs des Wegs. Er sah die Krähe und rief ihr zu: - He, - ruft er, - du Krähe!
Und die Krähe ruft zurück:
- Selber Krähe!
Ruft der Fuchs zurück:
- Und du, Krähe, bist ein Schwein!
Da verschüttete die Krähe vor Ärger den ganzen Kaffee. Und der Fuchs lief davon. Die Krähe aber kletterte zur Erde hinab und ging auf ihren vier, genauer, auf ihren fünf Beinen in ihr armseliges Haus.

 
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Gedichte
1. Akt

Koka Brjanskij:  Ich heirate heute.
Mutter:  Was?
Koka Brjanskij:  Ich heirate heute.
Mutter:  Was?
Koka Brjanskij:  Ich sage, ich heirate heute.
Mutter:  Was sagst du?
Koka:  Ich sage, ich will heu-te - hei-ra-ten!
Mutter:  Hei? Was heißt das, hei?
Koka:  Hei-rat!
Mutter:  Rat? Was für ein Rat?
Koka:  Nicht Rat, sondern Hei-Rat!
Mutter:  Also doch kein Rat?
Koka:  Genau, kein Rat, und aus.
Mutter:  Was?
Koka:  Na, kein Rat. Verstehst du! Kein Rat.
Mutter:  Jetzt kommst du wieder mit diesem Rat. Ich weiß nicht, wieso Rat.
Koka spuckt aus:  Tffu! Hei und Rat! Was soll denn dieses Hei! Du mußt doch selbst sehen, einfach hei zu sagen, ist unsinnig!
Mutter:  Was sagst du?
Koka:  Hei, sage ich, ist unsinnig!!!
Mutter:  Nig?
Koka:  Was soll denn das bloß? Wie bringst du das fertig, nur einen Wortfetzen zu hören, und dann noch so einen sinnlosen: nig! Warum ausgerechnet nig!
Mutter:  Jetzt sagst du wieder nig!

Koka Brjanskij würgt seine Mutter. Die Braut Marusja tritt auf.

 
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Gedichte
Ein Mensch legte sich als Gläubiger schlafen, und erwachte als Ungläubiger.
Zum Glück stand im Zimmer dieses Menschen eine Medizinalwaage, und der Mensch hatte die Gewohnheit, sich jeden Tag morgens und abends zu wiegen. Und so hatte der Mensch beim Wiegen am Abend zuvor erfahren, daß er 4 Pud und 21 Pfund wog. Am anderen Tage aber, als Ungläubiger aufgestanden, wog der Mensch sich erneut und erfuhr, daß er nurmehr 4 Pud und 13 Pfund wog. "Also, - sagte sich der Mensch, - wog mein Glaube annähernd 8 Pfund.".
 
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Gedichte
- Setzen Sie sich bitte zum Tee, - sagte Sirin, nachdem er den Kerosinkocher abgestellt und sich die Hände an einem braunen Handtuch abgetrocknet hatte.
Manazov verbeugte sich und setzte sich zu Tisch.
- Hier ist Käse, - sagte Sirin, auf einen leeren Teller zeigend, - und hier Varenje. - Und Sirin zeigte auf ein kleines Einmachglas, das mit durchsichtigem Wasser gefüllt war.
Manazov schaute auf den leeren Teller und auf das Wasser in dem Einmachglas.
 
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Gedichte
      Schaffner (zum Chor):
Was habt ihr hier zu singen!
Hier ist nicht der Ort.
Wo sind eure Billetts?

      Chor:
Hier sind die Billetts!
Hier sind die Briketts!
Und hier die Kling-Klang-Klarinetts!

      Schaffner:
An der nächsten Haltestelle setze ich euch an die Luft                         

 
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Gedichte
Daf Märchen

Acht Menschen fafen auf der Banke
Daf war auch fon mein Märchen. Danke.                                                      

 
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Gedichte
Bobrov ging die Straße entlang und dachte: warum, warum, wenn man Sand in die Suppe schüttet, schmeckt dann die Suppe nicht mehr?
Plötzlich sah er am Straßenrand ein kleines Mädchen sitzen, das einen Wurm in der Hand hielt und weinte.
- Warum weinst du? - fragte Bobrov das kleine Mädchen.
- Ich weine nicht, ich singe, - sagte das kleine Mädchen.
- Aber warum singst du so? - fragte Bobrov.
- Damit der Wurm lachen kann, - sagte das Mädchen, - und ich heiße Natascha.
- Ach so? - staunte Bobrov.
- Ja, genau so - sagte das Mädchen, - auf Wiedersehen.
Das Mädchen sprang auf, setzte sich auf sein Fahrrad und fuhr davon.
- So klein und kann schon Fahrrad fahren, - dachte Bobrov.
 
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Gedichte
Ich sah vor mir ein Haus und das Haus war zweihundertundzwei Meter von mir entfernt. Da ging ich näher und das Haus stand einhundertneunundfünfzig Meter von mir entfernt. Als ich noch näher heranging, kam aus dem Haus ein Mensch, kniete nieder und brach in Tränen aus. - Warum kniest du da und weinst, - fragte ich. - Ich knie hier und weine, - antwortete er, - damit ich den Augenblick nie vergesse, als du dich mir zugewandt hast, und damit du mich nie vergißt.
 
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Gedichte
Der Erfinder Anton Pavlovic Shilov setzte sich auf ein Bänkchen im Sommergarten. (Es gibt in Leningrad einen Garten dieses Namens, er heißt so, und das Ereignis, das ich jetzt beschreiben werde, geschah im Winter des Jahres 1933.)
- Schön, - sagte Anton Pavlovic. - Nehmen wir an, der Hebel ist richtig befestigt und reißt die Bombe nach oben.
 
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Gedichte
Die Erde steht auf drei Walen. Die Wale stehen auf einer Schildkröte. Die Schildkröte schwimmt im Meer. Ist das so? Nein, es ist nicht so. Die Erde hat einfach die Form einer umgestülpten Tasse und schwimmt selber im Meer. Und über der Erde die Mütze des Himmelsgewölbes. An dem Gewölbe bewegen sich die Sonne, der Mond und die beweglichen Sterne - die Planeten. Die Fixsterne sind an dem Himmelsgewölbe befestigt und drehen sich zusammen mit ihm.
 
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Gedichte
Ich wurde im Schilf geboren. Wie eine Maus. Meine Mutter gebar mich und legte mich ins Wasser. Und ich schwamm los. Ein Fisch mit vier Schnurrbarthaaren am Maul umkreiste mich. Ich fing an zu weinen. Auch der Fisch mußte weinen. Auf einmal sahen wir auf dem Wasser Brei schwimmen. Wir aßen diesen Brei und fingen an zu lachen. Uns war sehr fröhlich zumute, und wir schwammen mit der Strömung weiter, da begegneten wir einem Krebs. Es war ein uralter großer Krebs; er hielt in seinen Scheren eine Axt. Hinter dem Krebs schwamm ein nackter Frosch. "Warum bist du immer nackt, - fragte ihn der Krebs, - daß du dich nicht schämst!" - "Warum denn, antwortete der Frosch, - Warum sollten wir uns unseres schönen Körpers schämen, den uns die Natur geschenkt hat, wenn wir uns nicht einmal unserer gemeinen Handlungen schämen, die wir selbst begangen haben?" - "Du hast recht, - sagte der Krebs. - Ich wieß selbst nicht, was ich dir darauf antworten soll. Ich schlage vor, wir fragen den Menschen, denn der Mensch ist klüger als wir. Wir sind nur in den Fabeln klug, die der Mensch über uns schreibt, was am Ende wieder nur bedeutet, daß der Mensch klug ist und wir nicht." Da aber fiel der Blick des Krebses auf mich und er fragte: "Soll man sich seines nackten Körpers schämen? Du bist ein Mensch, antworte uns." -"Ich bin ein Mensch, und ich gebe euch zur Antwort: niemand soll sich seines nackten Körpers schämen."
 
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Gedichte
Michajlov ging durch den Sommergarten, eine Hängematte unter dem Arm. Er suchte lange, wo er die Hängematte aufhängen könnte. Doch überall störten ihn die lästigen Wärter. Michajlov überlegte es sich anders und setzte sich auf eine Bank.
Auf der Bank lag eine von jemandem liegen gelassene Zeitung.
      Lag eine von jemandem liegengelassene Zeitung.
      Lag eine von jemandem liegengelassene Zeitung.
         Michajlov setzte sich auf diese Zeitung
            Und überlegte schnell weiter.
            Und überlegte schnell weiter.
 
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Gedichte
Rehabilitierung

Ohne angeben zu wollen, kann ich sagen, daß ich Volodja, als er mir eine aufs Ohr gehauen und mir ins Gesicht gespuckt hatte, so erwischt habe, daß er es nie vergessen wird. Erst danach habe ich ihm den Primuskocher drübergehauen, und mit dem Bügeleisen habe ich ihn erst gegen Abend geschlagen. So daß er also keineswegs gleich tot war. Daß ich ihm das Bein dann am Tage abgeschnitten habe, ist kein Beweis. Zu der Zeit hat er noch gelebt. Und Andrjuscha habe ich einfach aus Trägheit erschlagen, das kann ich mir nicht zum Vorwurf machen. Warum sind Andrjuscha und Elisaveta Antonovna mir in die Hände gefallen? Sie hätten nicht plötzlich hinter der Tür hervorspringen dürfen. Blutrünstigkeit wirft man mir vor, man sagt, ich hätte Blut getrunken, aber das ist nicht wahr, ich habe die Blutlachen und Blutflecken aufgeleckt; es ist ein natürliches Bedürfnis des Menschen, die Spuren seines auch noch so geringen Verbrechens zu beseitigen. Auch habe ich Elisaveta Antonovna nicht vergewaltigt. Erstens war sie keine Jungfrau mehr, und zweitens hatte ich mit der Leiche zu tun und keine Zeit, sie zu trösten. Und daß sie kurz vor der Niederkunft stand? Ich habe das Kind doch rausgezogen. Und daß es überhaupt kein Erdenbewohner war, das ist nun mal nicht meine Schuld. Ich habe ihm den Kopf nicht abgerissen, schuld war der dünne Hals. Es war für dieses Leben nicht geschaffen. Es ist wahr, daß ich ihr Hündchen mit dem Stiefel in den Erdboden gestampft habe. Aber es ist schon Zynismus, mich der Tierquälerei zu besichtigen, wenn dicht daneben, kann man sagen, drei Menschenleben vernichtet wurden. Das Kind nicht mitgezählt. Also schön: in alledem (und dem kann ich zustimmen) möge man eine gewisse Brutalität meinerseits erkennen. Aber mir als Verbrechen anzurechenen, daß ich mich auf meine Opfer gesetzt und meine Notdurft verrichtet habe, - Sie müssen schon entschuldigen, das ist einfach absurd. Sich entleeren ist ein natürliches Bedürfnis, folglich durchaus kein verbrecherisches. Weshalb ich die Besorgnis meines Verteidigers zwar verstehe, aber dennoch auf meinen Freispruch hoffe.

 
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Gedichte
Ich wirbelte Staub auf. Kinder liefen mir nach und rissen sich die Kleider vom Leib. Alte Männer und Frauen fielen von den Dächern. Ich pfiff, ich polterte, ich klapperte mit den Zähnen und stieß mit meiner Eisenstange auf. Die abgerissenen Kinder stürzten mir nachund brachen sich, weil sie nicht schnell genug waren, in der rasenden Eile die zarten Beine. Alte Männer und Frauen sprangen um mich herum. Ich stürmte vorwärts! Die schmutzigen rachitischen Kinder, die aussahen wie Mistblätterpilze, verhedderten sich zwischen meinen Füßen. Das Laufen wurde mir schwer. Ich stolperte jeden Augenblick und wäre einmal beinahe in den weichen Brei der sich am Boden wälzenden und zappelnden alten Männer und Frauen gefallen. Ich sprang auf, riß einigen Mistblätterpilzen die Köpfe ab und trat einer dürren alten Frau auf den Bauch, die laut knirschte und leise hervorstieß: "Das ist das Ende!" Ohne mich umzusehen, lief ich weiter. Jetzt hatte ich unter meinen Füßen sauberes und ebenes Straßenpflaster. Einzelne Laternen leuchteten mir den Weg. Ich kam an das Schwitzbad. Das einladende Licht des Schwitzbads blinzelte mir zu, und der bahagliche, aber stickige Dampf des Schwitzbads kroch mir in Nase, Ohren und Mund. Ohne mich auszuziehen, lief ich durch den Vorraum, dann vorbei an Hähnen, Kübeln und Pritschen direkt zur Liegebank. Eine glühend weiße Wolke umgab mich. Ich hörte ein schwaches, aber anhaltendes Klingeln.
Anscheinend liege ich.
 
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